Wir haben uns sehr über ein voilles Feuerwehrhaus gefreut: Gut 125 Bürgerinnen und Bürger kamen um sich nochnmals ein Bild von den Ausbauplänen B2 zu machen. Das Motto des Abends „Wollen wir das wirklich?“ zog sich durch die Veranstaltung, moderiert von Martin Adler.
Den Anfang machte Herr Schwaller von der Bürger*innen-Initiative Heimat 2030 mit einem Überblick, wie die aktuellen B2 Planungen bei Wielenbach auch in Zusammenhang mit den Umfahrungsplänen um Weilheim und weiteren Abschnitten der B2 im weiteren Verlauf nach Norden und Süden im Zusammenhang stehen. Er stellte auch in Frage ob mit den aktuellen Plänen wirklich Unfälle vermieden werden.
Die Folien zu Herrn Schwallers Vortrag finden sie hier
Die auf dem Infoabend gezeigten Karten „Unfallatlas“ mit Statistiken zu Unfällen in Deutschland finden sie unter https://unfallatlas.statistikportal.de/ (Vorwarnung: ist sehr „hungrig“, sie benötigen einen halbwegs aktuellen und leistungsfähigen PC, ggf. auch unterschiedliche Webbrowser ausprobieren, auch beispielsweise Firefox oder Google Chrome). In diesem Protal sind aber anscheinend NICHT die Unfallkategorien wie z.B. „Kreuzungsunfälle“ hinterlegt, hier finden Sie einige Infos in der Anlage „U_01_00_Erläuterungsbericht.pdf“ zum Planfestellungsbeschluss, zu finden unter „https://www.regierung.oberbayern.bayern.de/service/planfeststellung/abgeschlossene_pv_beschluesse/planung_bau/index.html“ dort auf „2021“ klicken und bei „B 2 München – Garmisch-Partenkirchen, 3-streifiger Ausbau zwischen Wielenbach und Pähl“ die Planungsunterlagen oder einfach auf folgenden Link klicken „Planunterlagen.zip“ (85,1 MB).
Als nächstes folge BI Mitglied Herr Stephan Grahl mit einer detailierten Vorstellungen des aktuellen Planfeststellungsbeschluss sowie vorabplanungen die bereits zum Ausbau im Anschluss bis Weilheim vorliegen. Die Grafiken hierzu finden sie auf der Unterseite „B2-Ausbau-Planungen„.
Danach folgte BI Mitglied Frau Astrid Schamper mit einer Kurzvorstellung der BI:
„Ich darf mich und unsere Bürgerinitiative kurz vorstellen: Die meisten werden mich schon kennen, ich heiße Astrid Schamper und wohne schon mein ganzes Leben in Wielenbach. Ich engagiere mich mit vielen Wielenbachern und Wielenbacherinnen in unserer Bürgerinitiative, weil ich etwas bewegen will. Zustande gekommen ist alles durch einen Artikel unseres Bürgermeisters im Gemeindeinfo an Weihnachten. Darin hat er bekannt gegeben, dass der Plan zum B2 Ausbau genehmigt ist und die Gemeinde dagegen klagt. Er wollte auch verstehen, warum sich niemand die Pläne anschaut. Sind alle einverstanden oder ist es allen egal? Daraufhin meldeten sich doch einige Bürger. Ihnen hat der Bürgermeister dann bei einem Online-Meeting die gesamten Pläne vorgestellt. Alle Teilnehmer waren so entsetzt über die Planungen, dass sofort feststand, dass etwas unternommen werden muss. Wir tauschten die E-Mailadresse und überlegten wie wir unseren Protest am besten öffentlich machen könnten. Von allen Seiten erhielten wir viele positive Rückmeldungen.
Mit diesem Rückenwind verfassten wir in einer ersten gemeinsamen Aktion einen Text mit dem wir unsere Petition starteten. Open Petition ist eine seriöse Plattform, die darauf achtet, dass alle Aussagen nachprüfbar sind und alle Daten rechtskonform gespeichert werden. Bis zum heutigen Tag erhielten wir 797 Unterschriften. Unser Ziel sind 1400 Unterstützer um ein Quorum zu erreichen. Diese Zahl ergibt sich aus der Einwohnerzahl des Kreises Weilheim-Schongau, den diese Petition betrifft. Sobald die Sammlung abgeschlossen ist, werden die Unterschriften im Bayerischen Landtag eingereicht und dem Straßenbauamt zur Kenntnis gebracht.
Der Flyer, den ihr sicher erhalten habt, war das nächste Projekt. Die Informationen darauf sollten möglichst umfangreich und genau sein. Hr. Terlecki hat diese Vorgaben ausgezeichnet umgesetzt. Der Bund Naturschutz und der Fahrgastverband Pro Bahn standen von Anfang an hinter unseren Aktionen. Inzwischen haben wir auch eine positive Rückmeldung vom Bauernverband erhalten. Nach dem Druck ging es ans Austeilen. Da schon der Termin für die Infoveranstaltung feststand, wurden die Einladungen auch gleich dazu gesteckt. Mit unserer großen Helferschar war die Arbeit in ein paar Tagen erledigt.
Jetzt sind wir bei Aktion drei. Unser heutiger Abend soll etwas Licht ins Dunkle bringen.
- Das größte Problem beim Straßenbau ist die unwiederbringlich zerstörte Fläche. Auf den 3ha versiegelter Fläche des ersten Bauabschnittes könnte man 200 Wohnungen oder 80 Häuser bauen, man könnte 244 Doppelzentner Weizen oder 297 Doppelzentner Körnermais pro Jahr ernten. Oder drei Fußballfelder bauen. All das ist doch wichtiger als neue Straßen. Im Regionalplan zur Landesentwicklung für den ländlichen Raum wird den Gemeinden keinerlei Erweiterung wie Baugebiete, Gewerbegebiete, zugestanden. Die Flächen rund um die Oberzentren wie Weilheim, dienen nur noch der Erschließung dieser Orte. Das können wir nicht hinnehmen.
- Die hohe Verkehrsdichte auf der B2 ist zu manchen Stunden ein echtes Ärgernis. Dieses Problem wird von unseren Politikern bewusst in Kauf genommen. Seit Jahren fordern die Bürger auf allen Versammlungen im Landkreis einen besseren Nahverkehr. Wenn ein Ausbau der Bahn auf der Strecke München-Mittenwald gefordert wird, gibt es immer die gleichen Antworten:
Die Planung dauert viel zulange. – Diese Straßenplanung dauert inzwischen auch schon 20 Jahre.
Das muss die Bahn entscheiden, da können wir nichts machen.– Haben wir einen Bundesverkehrsminister oder einen Autominister?
Bei einer Wiedereröffnung der Bahnhöfe Wilzhofen oder Wielenbach fordert die Bahn Mindestpassagiere und eine Beteiligung der Gemeinden.- Sicher, aber diese Vorgaben kann die Regierung an einem 100%-igen Bundesunternehmen ändern.
Die Kosten sind unerschwinglich.- Im Planfeststellungsbeschluß werden die Kosten für diesen Straßenabschnitt mit 14,6Mio Euro für 2,75km Straße angegeben. Das entspricht 5,3 Mio pro Kilometer. Da kann die Bahn sicher mithalten.
- Die Unfallhäufigkeit auf stark befahrenen Straßen ist groß. Dazu habe ich von der Verkehrspolizei die Zahlen der letzten Jahre erhalten. In der Zeit von Januar 2010 bis Februar dieses Jahres ereigneten sich 102 Unfälle mit Personenschaden. Darunter waren drei Unfälle mit insgesamt 5 Getöteten und 19 Unfälle mit insgesamt 30 Schwerverletzten. Jeder Verletzte ist einer zu viel und jeder Tote ist beklagenswert. An der Zählstelle Wielenbach (Angabe Polizei) werden täglich 20.000 Autos gezählt. Das ergibt, wenn ich bis 2015 mit 15.000 Autos rechne, für den gesamten Zeitraum der Statistik etwa 78.000.000 Fahrbewegungen. Somit wird bei jeder 760.000 Fahrt ein Unfall verursacht. Wenn die Straße dreispurig ist und wieder 100km/h gefahren werden darf, wird die Unfallzahl nicht sinken. Gefühlt hat die Temporeduzierung auf 70km/h eine Entspannung gebracht.
- Über- und Unterführungen sind momentan die erste Wahl eine Einmündung zu gestalten. Kreisverkehre werden in unserem Landkreis als zu wenig leistungsfähig verpönt. Die Nachbarlandkreise haben da scheinbar eine andere Zählweise. Dabei könnten wir mit Kreisverkehren Fläche, Geld und Ärger sparen.
Bis vor ein paar Jahren habe ich, und wahrscheinlich einige von euch, die Entwicklung im Straßenverkehr einfach toleriert und geglaubt, dass die Politiker schon das richtige machen. Ich habe Berichte in verschiedenen Archiven gefunden, dass die Planungen schon seit 2001 laufen. In vielen Gemeinderatssitzungen, Bürgerversammlungen und Gemeindeinfos wurde darüber berichtet. Wir hätten es alle wissen können.
Aber jetzt müssen wir nach vorne schauen. Wir müssen unsere Politiker ermutigen, Entscheidungen zu hinterfragen und Planungen die vor der Klimadiskussion in Gang gesetzt wurden vor der Umsetzung auf den Prüfstand zu stellen. Dazu hören wir uns die verschiedenen Ausführungen unserer Redner an und überlegen gemeinsam, welche Aktionen uns weiter bringen.“ (Astrid Schamper)
Nach kurzer Pause gab es noch ein Fragerunde mit dem Publikum.
Zum Abschluss folgten noch Hinweise zum Unterschreiben der Petition direkt im Raum und Möglichkeit zu direkten Gesprächen an den ausgehängten Plänen!
Danke an alle, die diesen ABend möglich gemacht haben, danke an die Feuerwehr, Heimat und Trachtenverein für die Bierzelt-Garnituren und alle Bürgerinnen und Bürger die sich die Zeit genommen haben.